Das allgemeine Urteil über Pastors Papstgeschichte steht fest seit Jahrzehnten. Tausende von Besprechungen ruhen im Verlagsarchiv. Anerkennung und Widerspruch enthalten sie, aber alle sind darin einig, daß einem solchen Werke Achtung gebührt. Aus der ungeheuren Menge der Kritiken die «markantesten:. anführen zu wollen, schon das würde zu weit führen. Und es wäre überflüssig. Pastors Werk bedarf des Lobes nicht mehr. Immerhin mögen ein paar interessante Besprechungen neuer Bände hier Raum finden: Theologische Revue, Münster i. W.: «Der Verfasser ist tot, sein Werk wird dadurch aber nicht berührt. Das Manuskript war in seinen Hauptteilen fertiggestellt und kann auch nach dem Tode L. v. Pastors im geplanten Umfange erscheinen. Und dieses Monumentalwerk wird fortbestehen. Gewiß wird die Forschung in Einzelheiten zu neuen Ergebnissen kommen. Aber dies kann den Wert des gesamten Werkes nicht beeinträchtigen und zweifellos wird das Pastorsehe Lebenswerk bleibende Bedeutung erhalten_ Daran ändert auch nichts, daß nach dem Tode des Meisters sich Stimmen melden, die den Wert seiner Arbeit in Frage stellen wollen. Eine dieser ,Würdigungen' darf wegen ihres Inhaltes und der Person des Verfassers nicht unerwidert bleiben. Es ist dies der Nachruf von W. Goetz in der ,Frankfurter Zeitung'(I2. Oktober) 1928 Nr. 764. Die Beurteilung des Geschichtschreibers Pastors ist darin eine zwiespältige: Einerseits muß Goetz die große Arbeitsleistung anerkennen, auch die Tatsache, daß Pastor ,der geschieht lichen Forschung ein reiches neues Material zugeführt hat', ja, daß er für das 15. und 16. Jahrhundert ,unzweifelhaft der wahre Geschichtschreiber des Papsttums geworden ist'. Auf der anderen Seite erhebt er gegen ihn die schwersten Vorwürfe. Es ist selbstverständlich, daß bei einem so breit gesteckten Arbeitsgebiet nicht über?1l gleich das Richtige getroffen werden konnte, daß vielmehr erst die wissenschaftliche Diskussion manche Fragen klären wird. Es ist ebenso selbstverständlich, daß mancher Forscher in seiner historischen Auffassung mehr oder weniger konservativ eingestellt ist, und daß dies auf die Geschichtsauffassung abfärbt. Es gibt keine amtliche katholische Geschichtsauffassung, der ,bedingungslos' zu folgen wäre. Wie aber die katholische Forschung über Pastor denkt, ging am besten aus dem Nachruf hervor, den ein Berufener, der Präsident der Görres-Gesellschaft, H. Finke, vor führenden Männern der katholischen Wissenschaft und im besonderen der katholischen Geschichtswissenschaft hielt gelegentlich der Generalversammlung in Breslau, in dem die überragende Bedeutung Pastors deutlichsten Ausdruck fand. Wenn W. Goetz seinen Artikel beschließt: ,Die deutsche Geschichtsforschung muß seine (Pastors) Auffassung